Der Wettbewerb zum Wiederaufbau des Stadtschlosses und zum Neubau des Humboldtforums auf der Spreeinsel in Berlin war einer der bedeutendsten internationalen Wettbewerbe in Deutschland nach 1990. In der Auslobung zum Wettbewerb wurde die Rekonstruktion von dei Fassaden des historischen Berliner Schlosses und des Schlüterhofs nach originalen Plänen gefordert.
Der Entwurf greift die von KSV 1993 im Wettbewerb Spreeinsel entwickelte Idee, der Verbindung von Schlossplatz und Lustgarten über eine große öffentliche Passage und Eingangshalle auf. Innerhalb der Passage liegen die digitalen Museumskassen sowie repräsentative Treppen und Glasaufzüge mit Blick in den Eosander- und den Schlüterhof, welche alle Ausstellungsflächen erschließen. Der nach Westen ausgerichtete Eosanderhof mit dem Haupteingangsportal ist der zentrale Eventraum des Humboldtforums und verbindet über die umlaufenden viergeschossigen Terrassen mit eleganten Stützen die Museumsräume. Drei Fassaden des Schlüterhofs werden nach historischem Vorbild rekonstruiert. Die vierte Fassade adaptiert die Kolossalordnung der Schlüterfassaden in moderner Form. Das historische Stadtschloss präsentierte mehrere Bauepochen. Die gotischen Befunde wurden beim Neubau des Palastes der Republik der DDR bis 1976 restlos beseitigt. In der Auslobung zum Wettbewerb wurde auf die Rekonstruktion der gotischen Fassaden und Gebäude im Osten des Schlosses verzichtet und ein neues Konzept für den Ostflügel des Schlosses gefordert.
Die Ausstellungsflächen sind an der Ostfassade des Entwurfes in zwei vorspringenden Bauteilen konzentriert, die den räumlichen Abschluss des Schlossplatzes und des Lustgartens nach Osten herstellen und das Schloss mit der Altstadt auf dem gegenüberliegenden Ufer räumlich verbinden. Der Bauteil gegenüber dem Berliner Dom zitiert den historischen Apothekerflügel des Schlosses. Die anschließende Stadtloggia mit großartigem Blick auf die Achse zum Fernsehturm senkt sich über eine breite Treppenanlage zu den Spreeterrassen mit Bootsanlegern am Fluss. Hiermit erhält die bis dahin unterpräsentierte Ostseite des Schlosses eine bedeutende kontextuelle Aufwertung und stellt einen urbanen und eleganten Bezug zur historischen Altstadt Berlins her. Gleichzeitig ermöglicht die Stadtloggia einen Blick in den Schlüterhof. Die um ein Geschoss gegenüber der historischen Traufe erhöhten und im Dachgeschoss verglasten Ausstellungsgebäude an der Ostseite bilden ein kompositorisches Pendant zur modernen, begehbaren Kuppel über dem Hauptportal an der Westfassade des Schlosses. Historische Rekonstruktion und Neuschöpfung verbinden sich zu einem originären Werk, welches Spannung aus dem Miteinander von Alt und Neu gewinnt.
Das Konzept variiert drei Strategien. Die Rekonstruktion umfasst die Wiederherstellung von Bauteilen gemäß denkmalpflegerischer Vorgaben: Schlossfassaden, historische Treppenhäuser, ausgewählte Raumfolgen. Die Adaption beschreibt die Weiterentwicklung historischer Bauteile unter Reduktion von historischen Details: Eosanderhof, Agora, neue Fassade im Schlüterhof. Die Innovation umfasst alle erforderlichen Neuschöpfungen, um Funktion, Konstruktion und Gestaltung an die Forderungen der neuzeitlichen Nutzung anzupassen: Passage, Stadtloggia, Ausstellungsräume.

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